Bolama – Hauptstadt bis 1941

[Dies ist ein archivierter Beitrag aus dem Jahr 2009 – Der Beitrag ist ggf. analytisch und sprachlich in Teilen mitunter als mangelhaft einzustufen – Er spiegelt meine damalige Sicht auf Ereignisse, Erfahrungen und Zusammenhänge wieder – Eine Bewertung sollte daher in diesem Kontext erfolgen]

Bissau ist zwar das Zentrum des gesamten Landes, de facto konzentrieren sich sämtliche moderne Infrastruktur und alle Regierungsinstitutionen auf die Stadt, dennoch ist es kein Ort der besonders zum Verweilen einlädt. Die zweit/drittgrößten Städte des Landes Bafatá und Gabú mit ca. 50000/30000 Einwohnern bieten noch etwas städtisches Flair, alle anderen Orte, ob offiziell als Stadt oder Dorf deklariert bieten doch eher ländliche Idylle pur.

So auch in Bolama, der ehemaligen Hauptstadt Guinea-Bissaus/Portugiesisch-Guineas, die auf der gleichnamigen Insel ca. 40 km südlich von Bissau liegt. Fast sämtlicher Verkehr wird mit Holzpirogen, die Bolama dreimal pro Woche mit Bissau verbunden abgewickelt. Da die Insel nur 500 m vom Festland entfernt liegt wird auch das gegenüberliegende Ufer mehrmals pro Tag angesteuert. Da von dort weiterführende Strasse total degradiert und die nächste gut befahrbare Piste auch noch 30 km entfernt ist wird diese Route nur von Privatfahrzeugen genutzt. Das ehemalige portugiesische Stadtzentrum, der ca. 10 000 Einwohner zählenden Stadt, ist, wie das der anderen Städte in Guinea-Bissau auch, von total verfallenden Gebäuden im Kolonialstil geprägt. Gerade das Stadtzentrum verfällt, während die umliegenden Viertel weiter wachsen. Interessanterweise ist alles was man von einer Stadt erwartet noch in Ruinen vorhanden:

Governeurspalast, ein imposantes Rathaus, Hafenanlagen, Wetterstation, Wasserturm, Stadion, Werft, Pilotenschule, Flughafen, Cashew- und Kompottfabrik, Meteorologiestation, Druckerei, Straßenlaternen, Parkanlagen mit Brunnen, Denkmäler, Markthalle, Kino, Disko, Hotels, am 4 Km außerhalb gelegenen Strand gab es mal ein Casino mit Ferienhausanlagen usw. Strommasten zeugen von einer Zeit in der die Stadt auch mit Elektrizität versorgt wurde. (für mehr Fotos www.bolama.net – da ist alles dokumentiert)

Heute ist fast alles außer Betrieb. Strom gibt’s es nur noch per privat Generator oder Solar-Panel. Wasser aus dem Brunnen oder von den kürzlich installierten öffentlichen Brunnen, Strassen und Parkanlagen sind größtenteils erodiert. Ein paar Entwicklungshilfeprojekte bemühen sich um den Erhalt der Substanz, was aber nichts daran ändert, dass man die Stadt spätestens nach dem Abitur verlassen muss, wenn man nicht Lehrer oder Fischer werden möchte…so erscheint es für die Mehrzahl der Jugendlichen nicht sehr attraktiv in der Stadt zu bleiben.

Umso angenehmer ist es doch als Ausländer dort. Man wird nicht mehr belästigt, nicht ständig nach Geld gefragt und auch ist das Diebstahlrisiko usw. stark minimiert. Die Temperatur ist angenehmer, ein Haus mit Meeresblick ist leicht zu bekommen, die Stände sind nicht weit und es stellt sich eine (trügerische) Idylle ein.

Der Strand “Praia de Ofir” – zur Zeit der Portugiesen gab es mal ein Casino und Ferienhäuser hier – jetzt hat man den Strand für sich allein…

Mit solchen Pirogen wird der Verkehr nach Bolama und auch auf alle anderen Inseln abgewickelt. Nach Bolama dauert es 2-3 Stunden. Ab und zu gehen die auch unter, aber dieses Jahr gibt es schon Schwimmwesten an Bord, letztes Jahr sind noch über 100 Menschen bei Unglücken mit Pirogen ertrunken. Nach Bolama ist es allerdings relativ sicher, da man immer an der Küste entlang fährt…

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