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“The Vanished Dream” – Empfehlung & Review

„The Vanished Dream“ ist ein Film über die zerplatzen Träume und Ambitionen des nationalen Aufbaus und der wirtschaftlichen Entwicklung, die in Guinea-Bissau nach der Unabhängigkeit zunächst realistisch und greifbar schienen. Der Film versucht die wirtschaftlichen und sozialen Projekte, Träume und Ideen aus der Zeit des jungen Guinea-Bissau der 70er und 80er Jahre aus heutiger Perspektive zu reflektieren. Er tut dies mit einer Mischung aus Zeitzeugenberichten, die ihre Erfahrungen anhand von Filmsequenzen und Aufnahmen von Projekten von damals und heute reflektieren und dem Kommentar von Experten (Lars Rudebeck & Tom Young), die die Ereignisse im weiteren theoretisch-historischen Rahmen einordnen und einige Erklärungsansätze für das Scheitern aller Träume geben. Zu Wort kommen vor allem europäische Vordenker und Entwicklungshelfer bzw. Projektleiter der damaligen Zeit – es ist also ein Film hauptsächlich aus der Perspektive der ausländischen Helfer – wenngleich auch Stimmen aus Guinea-Bissau zu Wort kommen. Diese Perspektive ist zugleich die große Stärkte und die große Schwäche des Filmes – je nachdem welchen Anspruch man an einen solchen Film anlegt.

Das Projekt des Aufbaus einer Nation – einer alternativen Gesellschaft

Nach dem erfolgreichen Befreiungskrieg gegen die Portugiesen kamen Menschen ganz unterschiedlicher Nationalitäten im Rahmen von Hilfs- oder Assistenzprogrammen ihrer jeweiligen Regierungen nach Guinea-Bissau. Die von den Helfern und der internationalen Staatengemeinschaft gesteckten Ziele für Guinea-Bissau waren hoch – und geradezu romantisch. Nach dem Ende des Befreiungskrieges stand nichts anderes im Raume als neue Mensch – „O homen novo“. Man wollte einen neuen, selbstbewussten afrikanischen Nationalstaat aufbauen, der innerhalb von 20-30 Jahren das Wohlstandsniveau westeuropäischer Länder erreichen würde (Schweden war über Jahrzehnte sehr aktiv in Guinea-Bissau und lange Zeit der größte Geber aller westlichen Staaten in Guinea-Bissau). Es kamen Menschen, die helfen wollten. Menschen, die ein Projekt realisieren wollten – helfen, unterstützen, eine gesellschaftliche Alternative umsetzen wollten („something different – in a positive way“). Faszinierend für alle Teilnehmer schien zu sein, nun nach dem militärischen Kampf, am zivilen Aufbau eines Landes teilnehmen zu können.

Was schon nach wenigen Minuten auffällt – es sind die Wünsche, Gedanken, Theorien und vor allem Projektionen der (europäischen) Helfer, die nach der erlangten Unabhängigkeit ins Land kommen. Welche Ideen oder Wünsche eigentlich aus der Bevölkerung kamen – was sich diese wohl erhofft hatte – dies bleibt erstaunlich im Dunkeln. Als Referenz dient hier allenfalls Cabral als der große Vordenker des Landes.

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Regierungskrise in Guinea-Bissau

Seit Präsident José Mário Vaz die Regierung des Premierministers Domingos Simões Pereira entließ (12. August 2015), steht Guinea-Bissau erneut in der Gefahr innerer Zerwürfnisse und des wirtschaftlichen Stillstands. Dies ist bitter und eine schmerzliche Situation für ein Land, das als eines der ärmsten der Welt nach Jahren der Misswirtschaft, der gegenseitigen Blockierung der politischen Kräfte, der Korruption und des Drogenhandels endlich in der Lage zu sein schien, kontinuierliche, demokratisch legitimierte Aufbauarbeit zu leisten. Dass der Präsident (seit dem 23. Juni 2014), sein entlassener Premierminister und der seit dem 20. August amtierende neue Premierminister Baciro Djá führende Figuren der PAIGC, also der früheren Staatspartei Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde, sind, die im Parlament die absolute Mehrheit hat, macht die Lage nicht einfacher. Immerhin verspricht das Militär, das bisher der wesentliche Faktor der Macht und der Unsicherheit war und erst im April 2012 seinen letzten Staatsstreich begangen hatte, sich nicht in die politischen Kämpfe einzumischen.

Mit der Ernennung des neuen Premierministers am 20. August ist die Krise also offenbar noch nicht überwunden. Zur Einordnung sei hier an einige Eckdaten der letzten Jahre erinnert. Weiterlesen

Guinea-Bissau – Ereignisse in Folge des 1. April

Der erste April 2010 in Guinea-Bissau hatte es auch hierzulande in die großen Zeitungen geschafft. Doch ebenso wie nach der Ermordung von Präsident Viera und Armeechef Tagme na Wai im März 2009 ist danach kaum mehr etwas zu hören gewesen. Deshalb soll hier einmal kurz der Fortgang der Dinge geschildert werden.

Wie auch hier in etliche Zeitungen zu lesen war, wurde am 01.04.2010 der Armeechef Zamora Induta durch den bisherigen Vizearmeechef Antonio Indjai abgesetzt. Der Premierminister wurde ebenfalls für einige Stunden unter Hausarrest gestellt. Nachdem die Bevölkerung auf die Straße ging um seine Freilassung zu fordern, drohte Antonio Indjai mit seiner Ermordung, falls die Leute nicht nach Hause gehen würden. Ebenfalls verließ der ehemalige Chef der Marine José Américo Bubo Na Tchuto seinen Zufluchtsort, das Quartier der Friedensmission der Vereinten Nationen (UNOGBIS) in Bissau. Zamora Induta wurde in ein Militärgefängnis in Mansoa gebracht, wo er bis heute, trotz einiger Appelle ihn freizulassen, einsitzt.

Am 8.4 wurden Jose Americo Bubo Na Tchuto und Luftwaffenchef Ibraima Papa Camara offiziell von der Exportkontrollbehörde des US-Finanzministeriums (Treasury’s Office of Foreign Assets Control, OFAC) beschuldigt in den internationalen Drogenhandel verstrickt zu sein. Alle Konten und Vermögen in den USA wurden gesperrt.

Bubo Na Tchuto und Antonio Indjai werden als die eigentliche neuen Machthaber in Guinea-Bissau bezeichnet, die neben der eigentlichen Regierung aus Präsident Malam Bacai Sanha und Premierminister Carlos Gomes Junior eine „Schattenregierung“ bilden.

Am 25.5 gab die EU bekannt, die Mission zur Reform des Sicherheitssektors (EU SSR) auslaufen zu lassen. Die Mission läuft personell abgebaut bis 30. September um die weitere Entwicklung im Land zu beobachten.

Premierminister Carlos Gomes jr. befand sich vom Mitte April bis Anfang Juni wegen medizinischer Behandlungen unter anderem in Kuba und Portugal. Im Mai gab es immer wieder Gerüchte er würde das Amt des Ministerpräsidenten aufgeben, letztlich kehrte er aber doch als Ministerpräsident nach Bissau zurück.

Auch um das Amt des zukünftigen Armeechefs gab es lange Spekulationen. Europäische Union und die CPLP forderten, dass der ein neuer Armeechef nicht in die Ereignisse vom 1.4 verwickelt gewesen sein dürfe. Dennoch wurde am 25.6 Antonio Indjai, der Anführer der Revolte vom 1.4 offiziell per Dekret des Präsidenten zum neuen Chef der Armee ernannt.

Am 2.8 gab die EU bekannt ihre Mission zur Reform des Sicherheitssektors (EU SSR) endgültig zum 30.09.2010 zu beenden.

Ebenfalls am 2.8 wurde bekannt gegeben, dass Guinea-Bissau der Entsendung einer internationalen Truppe zur Stabilisierung und Sicherung des Friedens im Land zustimmt. Die genauen Modalitäten müssten allerdings noch geklärt werden.

Soweit im Groben der Stand bis heute.

Putschversuch in Bissau?

[Dies ist ein archivierter Beitrag aus dem Jahr 2010 – Der Beitrag ist ggf. analytisch und sprachlich in Teilen als mangelhaft einzustufen – Er spiegelt meine damalige Sicht auf Ereignisse, Erfahrungen und Zusammenhänge wieder – Eine Bewertung sollte daher in diesem Kontext erfolgen]

Gestern morgen hat es wohl einen Putschversuch / eine Meuterei gegen den Ministerpräsidenten gegeben. Somit scheint sich die Hoffnung auf eine stabilere Zukunft, die man nach der Ermordung des langjähringen Präsidenten Viera und den daruaf folgenden Neuwahlen hatter, erst einmal zerschalgen zu haben.

Ein paar Artikel der  Presse zusammengetragen:

Spiegel Online: Guinea-Bissau – Militär versucht Putsch gegen Minsiterpräsidenten

Zeit: Unruhen nach Putschversuch – Im Kleinstaat Guinea-Bissau herrscht Chaos: Der Vizechef der Streitkräfte hat nach Berichten das Kommando übernommen – Der wütenden Bevölkerung droht er den Präsidenten zu töten.

Welt Online: Putschversuch – Soldaten setzen Premier von Guinea-Bissau fest

RP Online: Armeechef bestreitet Putschversuch – EU verurteilt Meuterei in Guinea-Bissau

Tagesspiegel: Unruhen nach Putschversuch in Guinea-Bissau

Der Standard: Soldaten setzten Regierungschef fest – Regierungssitz gestürmt – Diplomat: Es sieht wie ein Putsch aus

Also je nach Meldung Putsch, Putschversuch oder zurückhaltender Meuterei einiger Soldaten, interne Probleme. Noch weiß man nichts genaueres.

Die dpa Meldung hat es bis in diverse Regionalzeitungen geschafft, Augsburger Allgemeine, Wiesbadener Kurier, Maerkische Allgemeine und diverse weitere.  Die Artikel sind alle gleich.

ansonsten natürlich noch bei RTP aktuellere Meldungen www.rtp.p

„Zurück nach Europa“ – Dakar

Der Weg von Bissau nach Dakar führt zuerst nach Ziguinchor in der Casamance, Senegal. Wie so oft sind allein bis zur Grenze zahlreiche Polizei und Militärkontrollen über sich ergehen zu lassen. Mal zahlt nur der Fahrer ein kleines Geld oder zeigt die Dokumente vor, mal steigen alle aus, Passkontrolle, und mal zeigt man auch noch sein ganzes Gepäck vor. An der Grenze wiederholt sich das Spiel dann noch einmal in aller Ausführlichkeit. Wohl bedingt durch den bewaffneten Konflikt in der Casamance, wird auch noch einmal vor Einfahrt nach Ziguinchor kontrolliert. Die Strasse wird gleich nach der Grenze deutlich breiter, sonst ändert sich nichts. Beim ersten mal das kleine Abenteuer, auf Dauer lässt es die eigentlich nur 200 Km lange Strecke deutlich länger erscheinen. Der Zustand der Fahrzeuge tut sein übriges…

Einfahrt nach Ziguinchor

Einfahrt in die Stadt Ziguinchor

Ziguinchor sieht auf den ersten Blick nicht viel anders aus als Bissau. Während in Bissau noch Landwirtschaft in der Stadt betrieben wird, man bei der Einfahrt in die Stadt noch Reisfelder sieht, reihen sich die Viertel von Ziguinchor an einer großen, breiten, staubigen Strasse auf, insofern macht es einen traurigen ersten Eindruck. Doch die Infrastruktur sieht in Ziguinchor dann doch schon ganz gut aus. Der zentrale Busbahnhof ist schon auf einem asphaltierten Platz angesiedelt, die Hauptstrassen und die Strassen im Zentrum sind geteert, es scheint eine einigermaßen funktionierende Stromversorgung zu geben, am Ufer des Rio Casamance haben sich einige Hotels angesiedelt und auch das alte Stadtzentrum und die Regierungsbauten sind in einem funktionsfähigen Zustand. Fischfang wird mit zahlreichen kleinen Pirogen betrieben und ein neuer Fischereihafen ist im Bau.

Fischereihafen Ziguinchor

Reges Treiben am Fischereihafen

Die Franzosen haben ein sehenswertes, einem Diola-Haus nachempfundenes Kulturzentrum gebaut; auch ein senegalesisches existiert, architektonisch nicht so prächtig, aber auch interessant.

Französisches Kulturzentrum Ziguinchor

Das französische Kulturzentrum – einem Diola Haus nachempfunden

Insgesamt stellt sich eine ganz nette, insbesondere bei Dunkelheit wesentlich städtischere Atmosphäre ein als in Bissau und das obwohl Ziguinchor mit seinen 160 000 Einwohnern viel kleiner ist als Bissau. Und doch merkt man schon das die Infrastruktur nicht alles ist, trotz Strom und Wasser und immer noch  vielen Menschen auf der Strasse, wirkt es ganz einfach langweiliger.

Strasse am Hafen - Ziguinchor

Strasse am Hafen – Ziguinchor

Die Fähre „Aline Sitoe Diatta“ ist erstaunlich modern. Zweimal die Woche geht es auf die rund 15 Stunden dauernde Fahrt nach Dakar. Das Schiff ist modern und bequem ausgestattet, es hat erst 2008 den Dienst aufgenommen. Man wird nochmals ausführlich kontrolliert, bevor man auf der Schiff gelangt werden Pass und Passnummer auf dem Ticket vier mal kontrolliert. Um noch ein paar Kuriositäten zu berichten, interessant auch die Ankunft in Dakar: beim Aussteigen wird man wieder mal die 150m zur Ankunfthalle mit dem Bus befördert. Vor der Halle wird das aufgegebene Gepäck in Reihen aufgestellt. Erst wenn alle Passagiere in der Halle sind, werden die Tore geöffnet und alle stürzen heraus um ihre Gepäckstücke zu suchen. Herrlich!

Rio Casamance

Blick auf den Rio Casamance

Place d'independence - Dakar

Place de l’independence – das Zentrum Dakars

Dakar ist eine moderne Großstadt – mit allen dazugehörigen Einrichtungen. Das Zentrum ist geprägt von neueren mehrstöckigen Bürogebäuden. Von alter Kolonialer Architektur ist nicht viel zu sehen. Bedingt durch die geographische Lage auf einer Halbinsel, reihen an den Strassen sich Richtung Inland dann die diversen Wohnviertel Dakars auf. Es gibt jegliche Einrichtung, die man aus Europa gewöhnt ist. Vom afrikanischen Markt bis zur kleinen französischen Luxusboutique ist alles vorhanden.

Für Leute aus Bissau ist Dakar vor allem zum studieren, einkaufen und der medizinischen Versorgung interessant. Auch in Ziguinchor haben sich schon viele, insbesondere die mit besserer Ausblidung, die auf der Flucht vor den wirtschaftlichen Verhältnissen in Bissau sind, niedergelassen So ist es nicht so schwer jemanden zu finden der noch etwas Creol versteht.

Ansonsten leben auch mehrere Zehntausend Europäer in der Stadt. Für mich machte die Stadt schon eher den Einruck einer teilweise etwas vernachlässigten spanischen Großstadt.

Dakar - Zentrum

Blick auf das Stadtzentrum

So merkt man an dem Bericht es kommt immer darauf an von wo man kommt. Die Reise von Bissau nach Dakar, erscheint wie eine Reise zurück nach Europa. Und immer scheint die Infrastruktur das entscheidende Merkmal zu sein. Käme man nun von Madrid nach Dakar würde einem der Verfall und das nicht Funktionieren, die Gelassenheit auffallen. Von Bissau kommend die erstaunlich gut funktionierende Infrastruktur und die Vielfalt der Einkaufsmöglichkeiten und deren Präsentation und die Hektik und das geschäftige, eilige Treiben in der Stadt. Das ist natürlich nur der erste Blick, hinter dem, wie es ein Reiseführer ausdrücken würde, es noch viel mehr zu „entdecken“ gibt.

Blick auf den Hafen

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