Archiv des Autors: Manfred Stoppok

Neues Schiff verbindet Bolama mit der Hauptstadt Bissau

Nachdem in den letzten Jahren die Verbindung zwischen Bolama und Bissau nur noch mittels Pirogen aufrecht erhalten wurde, ist seit Anfang des Jahres 2011 ein neues Schiff auf der Linie in Betrieb. Die „IV Centenário de Cacheu“ wird in Zukunft die Linie von Bissau über Bolama nach Catió bedienen. Derzeit wird jedoch nur der Abschnitt Bissau – Bolama – Bissau bedient.

Bei der Wiedereinweihungsfeier war auch Premierminister Carlos Gomes Júnior anwesend. Sie hätten schon begonnen ihre Versprechen in Bezug auf die Verbesserung der Infrastruktur einzulösen. Noch vor Ablauf seines Mandates würden zwei weitere Schiffe der selben Größe angeschafft, um auch die anderen Inseln vor der Küsten Bissau besser anzubinden. Außerdem werde es wieder eine guineische Fluggesellschaft geben, verkündete Premier Gomes Júnior.

Mit Pirogen wurde der Verkehr von Bissau nach Bolama bislang abgewickelt

Es sei unfassbar, das im 21. Jahrhundert noch immer Personen mit Pirogen reisen müssten, gab der Direktor des Hafens Bissau Mário Loureiro in typischer Fortschrittsmanier bekannt. Weiterhin müsste Guinea-Bissau eine angemessene maritime Infrastruktur schaffen, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden, die ein Recht auf diese hätten. Er garantierte, dass sie weiter an der Rehabilitierung der Infrastrukturen arbeiten würden.

Die „IV Centenário de Cacheu“ wurde von der guineischen Regierung im Jahr 1989 anlässlich der 400Jahr Feier der Stadt Cacheu erworben und bediente ursprünglich die Linie zwischen Cacheu und São Domingos im Norden des Landes. Das Schiff sollte dort den Austausch zwischen den Gemeinden am Rio Cacheu erleichtern. Nach acht Jahren im Betrieb kam es jedoch Havarie und das Schiff wurde in die Hafenanlagen von Bissau gebracht. Durch die Wirren des Konfliktes vom 9. Juni 1998 wurde das Schiff endgültig außer Betrieb gesetzt. Jetzt, dreizehn Jahre nach diesem Ereignis, wurde die „IV Centenário de Cacheu“ einer Generalüberholung unterzogen. Zunächst wurde in Zusammenarbeit mit der „Damen Shipyards Goringhem“ in den Niederlanden die Situation des Schiffes evaluiert. Für mehr als 200.000 Euro wurden die kompletten Maschinen ausgetauscht sowie über 70% des Schiffsrumpfes erneuert. Darüber hinaus wurde natürlich auch das gesamte Bord Equipment erneuert. So wurden unter anderem die Rettungseinrichtungen, ein neuer Generator und zehn Plasma-TV-Geräte angeschafft.

Die IV Centenario Cacheu wird in Zukunft die sichere und komfortable Überfahrt von Bolama nach Bissau garantieren.

Die Entscheidung die „IV Centenário“ zu reparieren fällte die Regierung im Januar 2009, nachdem bei mehreren Unfällen mit den sonst genutzten Pirogen 84 Personen gestorben waren – diese Unglücke hatten sich allerdings nicht auf der Linie nach Bolama, sondern vor allem vor der an der nördlichen Küste gelegenen Insel Pexice ereignet.

Die „IV Centenário“ hat Platz für rund 150 Passagiere und 10 Tonnen Fracht. Jeden Freitag geht es von Bissau nach Bolama, am Sonntag fährt die „IV Centenário wieder zurück nach Bissau. Die genauen Abfahrtzeiten richten sich nach den Gezeiten und sind am Hafen in Bissau zu erfragen / werden am Vortag per Aushang bekannt gegeben. Der Preis für die einfache Fahrt beträgt 3000 Fcfa.

Nach nur wenigen Wochen im Dienst lief die IV Centenario Cacheu auf eine Sandbank. Die Passagiere konnten von herbeigeeilten Pirogen übernommen werden. Die IV Centenario Cacheu wurde in den Hafen von Bissau geschleppt und wartet dort auf eine erneute Reparatur. Seit April übernehmen nun die kleinen Pirogen wieder die Verbindung Bissau-Bolama.

Quellen: Portos da Guiné-Bissau, Jornal Nô Pintcha, Lusa, Oje, eigene Angaben.

Manfred Stoppok, 24.02.2011

Bissau – Stadtentwicklung und Geschichte

Die heute weiterhin schnell wachsende Landeshauptsadt Bissau kann bereits auf eine mehrere Jahrhunderte alte Geschichte zurückblicken.  Zum absoluten administrativen und wirtschaftlichen Zentrum ist sie allerdings erst in den letzen Jahrzehnten aufgestiegen.

Ab 1446 erreichten portugiesische Seefahrer und Händler die obere Guineaküste und errichteten zahlreiche Handelsstützpunkte. Ein genaues Gründungsdatum der Stadt Bissau ist nicht bekannt, es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich seit dem 16. Jahrhundert portugiesische/kapverdische Händler und Missionare in Bissau niederließen. Das erste schriftliche Zeugnis stammt wohl aus dem Jahre 1594, das sich zwar nicht auf den Ort, sondern auf eine ethnische Gruppe, die sich als „Bisãos“ (Pepel) bezeichneten, bezieht. Bissau war zu dieser Zeit ein unbedeutender Ort, der dem 1588 gegründeten Cacheu, dem Hauptort des von den kapverdischen Inseln aus verwalteten Distriktes Guinea, untergeordnet war. Es waren vor allem die Lançados (illegale portugiesische/kapverdische Händler)und Grumeten (wörtl. Port. Schiffsjunge; christianisierte Afrikaner) die sich in Bissau niederließen und erfolgreich das portugiesische Handelmonopol untergruben. Die Gründe der Ansiedlung waren ausschließlich ökonomischer Natur; es wurde mit Sklaven, Elfenbein und Bienenwachs gehandelt. Bissau lag praktisch in ständigem Kriegszustand mit der lokalen Pepel Bevölkerung (vgl. Kasper 1995, S. 70ff).

Blick auf eine Straße in Bissau "Velho" (2010)

Blick auf eine Straße in Bissau "Velho" (2010)

1692 wurde Bissau das Kapitänsstatut verliehen und damit auch offiziell mit Portugal verbunden. Ab 1696 wurde mit dem Bau eines Forts begonnen, welches man aber schon 1707 wieder zerstörte. Der Ort wurde von offizieller Seite verlassen. In der Folgezeit übernahmen französische Handelshäuser die Kontrolle über den Ort. Auch von den Franzosen wurde versucht ein Fort zu errichten, doch scheiterten alle Versuche. 1753 begannen schließlich die Portugiesen erneut mit dem Bau eines Forts. Endgültig beendet wurden die Arbeiten an diesem jedoch erst 1775, da die Arbeiten bereits nach kurzer Zeit nur noch schleppend vorangingen – aufgrund der schlechten Bedingungen starben allein in der letzten Phase des Baus mehr als 2600 Menschen. (Kasper 1995, S. 74f) 1776 bestand Bissau nur aus einem Fort, angrenzendem Friedhof, Hafen und Zollgebäude, sowie der Siedlung der Grumeten, die 1831 rund 5000 Bewohner zählte. Bis 1852 entwickelte sich direkt neben dem Fort eine kleine Kaufmannssiedlung, das heutige Bissau Velho, welche ab 1844 von einer Mauer geschützt wurde. Für 1853 wird die Bevölkerungszahl mit jeweils 500 freien Einwohnern und Sklaven innerhalb der Ummauerung angeben (vgl. Kasper 1995, S.77f).

Wirtschaftlich dominierte bis in die 1850er Jahre fast ausschließlich der Sklavenhandel, der mehr als 95% der Exporterlöse ausmachte. In der Bilanz deckten die Einnahmen jedoch nur etwa die Hälfte, der für die administrativen Aufgaben getätigten Ausgaben. Da die Portugiesen auch zu keinen größeren Investitionen bereit waren, war die Stimmung entsprechend schlecht. Die Mauern des Forts waren voller Löcher, das Dach der Kaserne eingestürzt, die Soldaten hausten mit ihren Frauen in selbst errichteten Baracken, es gab keinen Arzt und daher viele unversorgte Kranke und außerdem wurde auch kaum Lohn gezahlt. Bissau hatte in Portugal und auf den Kapverdischen Inseln einen sehr schlechten Ruf, so dass sich kaum Freiwillige fanden, die nach Bissau wollten, heißt es in einem Bericht von 1821 (vgl. Kasper 1995, S.78).

Bilder aus dieser Zeit finden sich in dem Buch “Postais Antigos da Guiné”. Dort werden teilweise sehr alte Postkarten aus allen Regionen des Landes präsentiert.  Auch im Internet finden sich zahlreiche Fotografien,  die hier leider nicht genutzt werden können, aus der Kolonialzeit des Landes.

Administrativ bestand der Distrikt Portugiesisch-Guinea bis 1834 aus zwei Kapitanaten, im selben Jahr wurde es zu einem Bezirk mit Bissau als Hauptort zusammengeschlossen, doch schon 1842 wurde diese Reform wieder rückgängig gemacht. 1852 wurde Bissau schließlich erneut zum Hauptort des Distriktes Guinea. 1879 wurde Portugiesisch-Guinea eine eigenständige Provinz; Bolama auf der gleichnamigen Insel wurde erste Hauptstadt.

Die Wirtschaft Guineas war mittlerweile auf landwirtschaftliche Produktion umgestellt worden (vor allem Erdnussanbau). Der Handel blieb jedoch mehrheitlich in der Hand von Franzosen, Engländern und auch Deutschen. Bissau befand sich auch Ende des 19. Jahrhunderts weithin in oftmals ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Pepel Bevölkerung. Noch in den 1890er Jahren beschränkte sich auch der militärische Aktionsradius auf wenige km außerhalb Bissaus. Daher blieb Bissau auch zu dieser Zeit räumlich eingegrenzt und wuchs kaum. Das heutige Stadtzentrum war noch größtenteils ein Waldgebiet. Erst nach der Schleifung der Befestigungsmauer 1913 und der endgültigen Niederschlagung des Widerstandes der lokalen Bevölkerung 1915 begann Bissau in größerem Maße zu wachsen (vgl. Kasper 1995, S. 80ff).

Blick auf ein peripheres Stadtviertel in Bissau

Das Dorf der Grumeten wurde nun abgerissen und außerhalb des heutigen Zentrums wieder errichtet. Nach demAusarbeiten eines Urbanisierungsplanes begann man öffentliche Gebäude und Anlagen zu errichten. Den Handel dominierte nun wieder französische Handelshäuser, nachdem im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts die Deutschen den Ort dominiert hatten. Den Portugiesen gelang es erst in den 30er Jahren das Handelsmonopol durchzusetzen, was jedoch negative Folgen für das Wirtschaftswachstum hatte. 1925 hatte Bissau rund 300 europäische Einwohner. Im Zuge verstärkter Migration auch anderer ethnischer Gruppen nach Bissau, kam es in Bissau auch zu gewalttätigen ethnischen Auseinandersetzungen (vgl. Kasper 1995, S. 95ff).

Am 9.12.1941 wurde die Hauptstadt von Bolama nach Bissau, welches schon lange die Wirtschaft dominierte verlegt. Die Stadt wurde auch schon in den 40er Jahren als stehengeblieben und rückständig beschrieben – eine Beschreibung, die man auch heute noch zu hören bekommt. 1950 hatte Bissau 18132 Einwohner, von denen 14520 so genannte „Nicht-Zivilisierte“ und 3792 „Zivilisierte“ waren. 1953 wurde die erste Straße in Bissau asphaltiert; in der Folge kam es zum Ausbau des heutigen Straßennetzes. Seit den 40er Jahren wurden immer wieder Urbanisationspläne ausgearbeitet, von denen aber keiner vollständig ausgeführt wurde. Anfang der 60er Jahre hatte Bissau rund 25.000 Einwohner – die Zahl stieg aber aufgrund des ab 1963 ausgetragenen Befreiungskrieges der PAIGC stark an und erreichte 1970 fast die Zahl von 70.000. Da Portugal mit seiner Kolonialpolitik zunehmend in Kritik geriet, kam es in der 60er Jahren noch einmal zu einer Modernisierung der Stadt. Die europäischen Wohnviertel expandierten weiter und drängten die afrikanischen Wohnviertel weiter zurück (vgl. Kasper 1995, S. 105ff).

Blick in die Avenida Domingos Ramos in Bissau (2010)

Auch nach der Unabhängigkeit 1973/74 wuchs die Stadt weiter stark. Flüchtlinge vom Land und aus dem Ausland ließen sich vermehrt in Bissau nieder. Die verfehlte Entwicklungspolitik der PAIGC, die eine Industrialisierung in den 70er Jahren anstrebte, trug zum weiteren Wachstum bei. In Bissau konzentrierte sich fast der gesamte Handel, die gesamt Verwaltung, während das Landesinnere völlig vernachlässigt wurde. Auch die internationale Hilfe konzentrierte sich stark auf Bissau. Die Stadt wuchs und wächst bis heute in Richtung der Ausfallstraßen der Stadt. 1990 hatte die Stadt bereits geschätzte 200.000 Einwohner.

Während des Bürgerkrieges von 1998/99 kam es zu starken Zerstörungen in der Stadt. Die Kämpfe konzentrierten sich auf Bissau. Die Front verlief ausgerechnet in der Industriezone der Stadt – so wurde die schon schwache Infrastruktur ganz zerstört. Auch heute ist Bissau administratives, politisches und wirtschaftliches Zentrum des Landes. Die Infrastruktur ist schwach entwickelt. Eine öffentliche Strom- und Wasserversorgung ist auf das ehemalige europäische Zentrum beschränkt und auch dort nur eingeschränkt funktionierend. So bleibt Bissau eine der letzten Hauptstädte weltweit, die nachts weiter im Dunkeln liegt.

B. hat heute schätzungsweise 400 000 Einwohner (laut dem letzten offiziellen Zensus 2009 waren es 384 000, in den Jahren davor wurde die Bevölkerung in verschiedenen anderen Quellen auf bereits deutlich über 400 000 geschätzt).

Weiterführende Literatur:

Kasper, Josef Ernst. Bissau – Existenzsichernde Strategien in einer westafrikanischen Stadt. Peter Lang. Bern. 1995

© bolama.net

Auf den Spuren der Deutschen in Bubaque

Bubaque, die zu dem Bijagos Archipel gehörende Insel ist das „Tourismuszentrum“ Guinea-Bissaus. Rund 40 km von Bissau entfernt hat man dennoch direkt im Ort und noch mehr auf der Insel das Gefühl ländlicher Idylle. Ein halbes Dutzend Hotels sind es mittlerweile geworden – von der Backpacker Unterkunft bis zum schon recht komfortablen Hotel ist alles dabei. Es gibt einen kleinen Hafen und an der Strasse zum Ort ein paar Restaurants und sozusagen die Souvenirmeile von Bubaque

Die "Souvernir-" und "Restaurantmeile" von Bubaque

Der Tourismus ist im Bijagós Archipel meist in französischer Hand. Das merkt man schon an den Kindern, die einen hier mit „Bonjour, bonbon, bonbon“ begrüßen. Verwehrt man den Bonbon, so gibt es die andere Alternative „L’argent, l’argent“. Allzu unangenehme Züge hat dieses Betteln jedoch noch nicht angenommen.

Hotel Casa Dora

Von Bissau geht es mehrmals pro Woche in Pirogen oder jeden Freitag mit dem Bijagós Express nach Bubaque. Das relativ komfortable Schiff unter kapverdischer Leitung schafft die Fahrt in vier bis fünf Stunden – eine Fahrt die sich lohnt. Gleich nach der Abfahrt in Bissau wird die Musik aufgedreht, es gibt Schnaps, Wein, Bier und Essen. Abtanzen auf dem Bijagós Express – besonders bei der freudigen Ankunft in Bubaque

Bijagós Express - Bissau - Bubaque

Blick auf Bubaque

Gleich am Hafen in Bubaque stößt man nun auf die Spuren, die die Deutschen dort hinterlassen haben. In der Ruine einer ehemaligen Palmölfabrik findet jetzt der Markt statt.

Blick auf den Markt von Bubaque - die Halle im Hintergrund ist die ehmalige Palmölfabrik

Auch ein paar massive Steinhäuser stehen bis heute. Anfang des 20. Jh. als es auch ein paar deutsche Handelshäuser in Bissau gab, schienen sich auch ein paar nach Bubaque verirrt zu haben. So entstand eine Palmölfabrik mit zugehörigen Plantagen und einer mit Muscheln gepflasterten Strasse zum anderen Ende der Insel. Bis heute ist die 18 km lange Verbindung die einzige asphaltierte Strasse im gesamten Archipel. Auch auf der Nachbarinsel Rubane soll ein Straßennetz errichtet worden sein. Es sei überwuchert, aber wer mit Führer nach Rubane übersetzt kann die Strassen noch leicht wieder finden. Bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges seien die Deutschen dann mit den folgenden Worten abgehauen: „Wenn wir gewinnen kommen wir zurück, ansonsten sind wir für immer weg“ berichteten mir ein paar ältere Männer am ehemaligen Hafen. Bevor man wegging brachte man noch die gesamte Ausrüstung zur Insel Soga. Angeblich vergrub man sie dort – nach Auskunft der Männer am Hafen hat noch niemand die Maschinen und ähnliches gefunden. Also für Schatzsucher gäbe es noch Möglichkeiten…

Der ehemalige Hafen von Bubaque mit Blick auf die Nachbarinsel Rubane

Strand im Ort - die schöneren Strände sind 18 km entfernt auf der anderen Seite der Insel

So ist man als Deutscher in Bubaque relativ gern gesehen. Die Älteren beginnen sofort von der Palmölfabrik, der Strasse und den robusten Häusern zu berichten. Obwohl man nur schwer glauben kann, das die Anwesenheit nur gutes gehabt haben soll. Merkwürdig wo man auch immer auf Spuren aus Deutschland stößt

Karneval Bissau 2010 – eine Fotoreportage –

Der diesjähriges Karneval findet unter dem Motto: „Nationale Einheit und Entwicklung“ statt. Sponsor ist der Mobilfunkbetreiber „Orange“ – viel Geld scheint der jedoch nicht gegeben zu haben – außer einem Musik LKW und ein paar Autos die aus dem Senegal kommen ist nicht viel zu sehen.

Von Samstag bis Dienstag werden jeden Tag ab ca. 15 Uhr fast sämtlicher Strassen der Stadt gesperrt. Außer am Rosenmontag gibt es jedoch keinen Umzug. Man spaziert einfach durch die Strassen – sieht und wird gesehen. Ein großes Treffen. Wer Geld hat ist und trinkt in einem der unzähligen eingerichteten Restaurants.

Der Karneval von Bissau ist in Westafrika eine ziemlich einmalige Erscheinung. In den anderen Ländern gibt es, abgesehen von den Kapverden nichts Vergleichbares.

Der Umzug findet nach Regionen geordnet statt – hier die Gruppe von Bubaque. Nur die besten Gruppen aus jeder Region kommen nach Bissau. Der Wettbewerb in den Regionen wurde bereits am Samstag ausgetragen. Heute, am Montag wird dann die beste Gruppe Guinea-Bissau gewählt.

Gruppe Bubaque – die Bijagos sind für ihre Tänzer bekannt

Maskenträger

Die Männer und Frauen haben sich mit rotem Palmöl „Siti“ eingerieben.

Das Blechfass nur mit den Zähnen gehalten…

Vom Hafen kommend zieht der Umzug zum Platz vor dem ausgebrannten Präsidentenpalast

Am „Imperio“ sammelt sich der Umzug – hier wird am späten Nachmittag die beste Gruppe gewählt

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Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ist der Platz dann „rappelvoll“ – am Ende des Umzugs fährt der „Orange“ Musik LKW – der heizt die Stimmung ordentlich auf– aus dem nichts rennen alle hinter dem LKW her – der fährt einfach in der Masse hupend und hoffend, dass keiner unter die Räder kommt. Bis vor ein paar Jahren gab es wohl noch mehr Musik während des Umzugs, doch waren dann wohl zu viele Verletzte zu beklagen. So ist es dieses Mal recht still gewesen. Nur Trommeln und andere Holzinstrumente waren dabei. Musik aus der Anlage gab es nicht, was der Stimmung doch etwas Abbruch getan hat.

Nach Einbruch der Dunkelheit zieht dann die Menschenmasse vom „Imperio“ in die „Avenida 14 de Novembro“ – der „Autobahn“ die das Zentrum mit den Stadtvierteln verbindet. Eine einmalige Atmosphäre, mit vermutlich mehreren hunderttausend Menschen durch die dunkle Stadt zu ziehen. Nur ab und zu gibt es ein paar Lampen vor einem Restaurant oder Geschäft.

Die katholische Kirch hat die größte Party – da gibt es Strom und Boxen auf dem Dach, so dass ordentlich getanzt werden kann. Ab und zu zieht auch ein mobiles Soundsystem an einem vorbei: zwei Autobatterien und ne Anlage in einer Schubkarre, begleitet von einer Gruppe Jugendlicher. Insgesamt ist das Alter total jung, manchmal konnte man schon denken es herrsche ein gigantischer Kinderkarneval.

Die “Barackenstadt” am Tage – Bairro de Ajuda – Bissau

Die Party geht dann weiter im „Bairro Ajuda“ – auf einem großen Platz wurden unzählige kleine Restaurant und Garküchen aufgebaut – es ist dunkel und herrscht Gedränge – aber insgesamt doch eine tolle Atmospähre.

by – hanpfokurox –

– so was denkt ihr – lsst mal ein paar Kommentare ab! –

Eine Reise zum Geburtsort des guineischen Staates – Madina de Boé

[Dies ist ein archivierter Beitrag aus dem Jahr 2010 – Der Beitrag ist ggf. analytisch und sprachlich in Teilen mitunter als mangelhaft einzustufen – Er spiegelt meine damalige Sicht auf Ereignisse, Erfahrungen und Zusammenhänge wieder – Eine Bewertung sollte daher in diesem Kontext erfolgen]

Madina de Boé ist ein kleiner Ort im äußersten Südosten von Guinea-Bissau. Es ist, neben dem Bijagos Archipel und dem Süden des Landes, die abgelegenste Region des Landes. Um dorthin zu gelangen gibt es weder eine geteerte Strasse noch eine einigermaßen passable Piste, weshalb es auch so gut wie keinen öffentlichen Transport in der gesamten Region gibt. Nur alle paar Tage startet mal LKW in diese Richtung – immer Mittwochs ist Markttag in Guiledje, 10 Km von Madina de Boé entfernt, dann starten LKW’s aus Gabú, Quebo und Guinea-Conakry um Güter aller Art zu verkaufen.

Von Bissau geht es frühmorgens vom zentralen Omnibusbahnhof – „Paragem“ – mit einem alten, aber verhältnismäßig komfortablen Reisebus in die Hauptstadt der Region L’Este – Gabú – benannt nach dem gleichnamigen früheren Königreich Gabú – rund 200 Km von Bissau entfernt.

Zentraler Omnisbusbahnhof in Bissasu – hier starten Reisebusse, “Sete Place” (der Peugeot 505, als Siebensitzer) und “Trans Misto” Kleinbusse à la Sprinter, meist mit 16-25 Personen

Bereits wenige Kilometer von Bissau entfernt passiert man die erste Militärkontrolle in Safim, der Bus stoppt, der freundliche Soldat mit der Bazooka fordert alle Passagiere zum aussteigen auf, und zwar schnell, Stichprobenartig werden die Papiere kontrolliert, bei fliegenden Händlern kann man sich mit Bananen, Erdnüssen, Saft, Eis und Ähnlichem versorgen. Dann geht es weiter, nach rund 60 km, dann die nächste Militärsperre – Jugudul -, wieder alle raus, Taschenkontrolle, kurze Pause dann geht’s wieder weiter, bis nach zum Abzweig nach Bambadinca, dort dann der nächste Stop, diesmal kein Militär sondern Kartoffeln kaufen – in der Region gibt es die besten und billigsten…Wir passieren Bafatá, die zweitgrößte Stadt Guinea-Bissaus und Hauptstadt der gleichnamigen Region. Vorher noch mal eine kurze Polizeikontrolle, an der Fahrer das übliche Trinkgeld zahlen muss. Nach 3-4 Stunden auf guter Strasse erreichen wir Gabú, das kommerzielle Zentrum im Osten, Drehscheibe des Handels mit dem Senegal und der Republik Guinea (Conakry).

Der Bus fuhr irgendwann mal in Deutschland, als er zu alt war kam er nach Portugal, als er auch dort ausrangiert wurde, wurde er nach Guinea-Bissau verfrachtet – das Schild “Während der Fahrt nicht mit dem Wagenführer sprechen” erinnert an die deutsche Zeite…

Das Beste Hotel der Provinzhauptstadt Gabú – Pool, Restaurant, Wlan, Klimaanlage, alles da was man sich wünscht

Der zentrale Markt in Gabú an der Hauptstrasse – es gibt auch noch einen anderen mit Markthalle und neuen Gebäuder etwas ausserhalb des Zentrums, gebaut und finanziert von irgendweiner europäischen NGO – nur sind die Standgebühren dort teuer, ausserdem hat die Bevölkerung kein Geld um extra dorthin zu fahren – so sind die neuen Gebäude verlassen und das Leben spielt sich weiterhin im Zentrum ab…

Einen Weitertransport nach Madina de Boé gibt es heute nicht mehr, nur die Möglichkeit für rund 50 Euro pro Person – ein total überteuerter Preis – mit dem Motorrad weiterzukommen. Wir warten lieber einen Tag… Am nächsten Tag steht ein LKW bereit der bis ins ca. 40 Km entfernte TchéTche fährt. Danach wird es auch heute keinen Transport nach Boé geben, aber es gibt wieder die Möglichkeit mit dem Motorrad weiterzukommen.

Sitz des Governeurs in Gabú – leider ausgebrannt – dieses Jahr wird allerdings schon wieder renoviert…

Bis nach Tchétché gibt es eine unbefestigte Sandpiste, in der Trockenzeit von November bis Mai einigermaßen befahrbar, in der Regenzeit dann unter größeren Schwierigkeiten. Wir brauchen für die 40 Km rund zwei Stunden. Der LKW stoppt nördlich des Rio Corubal über den wir dann mit einem kleinen Boot übersetzen. In Tchetche werden uns wiederum Motorräder mit Fahrer zu hohen Preisen geboten, da sie das Monopol haben willigen wir ein. Es geht nach Madina Boé – noch fehlen 22 km

Da die Grenze zu Guinea-Conakry nicht mehr weit ist kontrolliert das Militär hier bereits zum ersten Mal. Kurz das Anliegen des Besuches freundlich vorgetragen, sich vorgestellt und Geld für drei Zigaretten gegeben, dann kann es losgehen…

Am Übergang des Rio Corubal in Tchetche

Bereits kurz nach Tchetche verändert sich die Landschaft deutlich – es wirkt alles trockener, es gibt nur noch vereinzelte Caju-Plantagen, die sonst das ganze Land bedecken und vor allem wird das Gelände steiniger und etwas hügelig. Tagsüber ist es hier deutlich heißer als in Bissau, nachts umso kälter. Die Region leben fast ausschließlich Fula – auch hat sich das Kreol hier noch nicht vollständig als Alltagssprache durchgesetzt. In Beli, der Provinzhauptstadt, gab es bis vor kurzem ein deutsches Entwicklungshilfeprojekt des Weltfriedensdienstes, so ist man als Deutscher gleich relativ willkommen.

Die Region ist abwelchslungsreich – Steinige Phasen wechseln mit Wald – hier lagern auch riesige Bauxit Vorkommen, die in den nächsten 55 Jahren abgebaut werden sollen. 2010 sollen hier über 300 Mio Dollar investiert werden. Vielleicht ist es das letzte Jahr in der Abgeschiedenheit, bis die Strasse kommt kann es nicht mehr allzu lange dauern…

Madina de Boé – im Jahr 1973 wurde hier von der PAIGC (Partido Africano para a Independencia da Guiné e Cabo Verde) einseitig die Unabhängigkeit von Portugal proklamiert. Heute ist es ein nahezu verlassenes abgelegenes Dorf. Zu Zeiten der Portugiesen gab es hier drei Händler, eine Elektrizitätszentrale, ein Krankenhaus und eine Militärbasis. Rund um den Ort sind die Spuren des 11jährigen Befreiungskrieges zu besichtigen. Man erkennt noch deutlich Gräben und Unterkünfte der Militärs. Um das gesamte Dorf wurden Verteidigungsgräben gezogen und nachts wurde die gesamte Gegend beleuchtet um eventuelle Feinde schon von weitem zu erkennen. Der kleine Ort schrieb große Geschichte.

Heute ist davon nicht mehr viel übrig, ein paar Ruinen vom Elektrizitätswerk, dem Krankenhaus und der Schule. Einzig die 1945 installierte Quelle „Fonte da Colina de Boé“ funktioniert bis heute.

Hauptstrasse Madina de Boé – weil viele Kühe gehalten werden, hat jedes Haus einen Zaun mit Pforte um den Garten herum – fast wie in Deutschland, man fühlt sich gleich wie zu Hause

Nach einer Nacht im relativ komfortablen Haus des Reguló machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Bissau. Bei den Fulas und auch bei den anderen Ethnien Guinea-Bissau gibt es häufig das traditionelle System des Reguló. Er ist so etwas wie das Oberhaupt des Dorfes und wird unter anderem zur Schlichtung von Konflikten zu Rate gezogen und genießt außerdem großen Respekt. Daneben gibt es dann noch den „Chefe da Tabanka“ sozusagen das staatliche Gegenstück zum Reguló.

Wenn man als Fremder ins Dorf kommt sollte man sich zuerst beim Reguló und „Chef da Tabanka“ vorstellen und sein Anliegen vortragen. Normalerweise wird einem dann eine Unterkunft zugeteilt und man wird zum Essen eingeladen. Zuständigkeiten und Kompetenzen überschneiden sich teilweise – so existieren beide Systeme nebeneinander. Die Uni Bayreuth erforscht diese Koexistenz verschiedener Rechtssysteme in Zusammenarbeit mit dem INEP in Bissau. Das neue Haus hatte der Reguló als Geschenk vom Präsidentschaftskandidaten bei den diesjährigen Wahlen bekommen…

Es gibt noch eine reiche Tierwelt – Schimpansen und andere Affenarten, Büffel und sogar ein paar Löwen gibt es wohl hier  – in Tchetche gibt es ein kleines Hotel, doch bisher noch keine Gäste. In Zukunft soll ein Nationalpark gegründet werden, als Gegenstück zur Bauxit Exploration, die von einem angolischen Konsortium durchgeführt werden soll. – Montanha Amilcar Cabral – dort fand der erste Kongress der PAIGC statt

Mein Reiseverlauf: von Bissau nach Gabu, nach Tchetche und dann nach Madina…

Auf dem Rückweg gibt es die gleichen Hürden und Schwierigkeiten wie auf dem Hinweg – doch diesmal kommen wir noch am selben Tage wieder in Bissau an.