Archiv für den Monat: November 2009

Miss Bolama 2009

[Dies ist ein archivierter Beitrag aus dem Jahr 2009 – Der Beitrag ist ggf. analytisch und sprachlich in Teilen mitunter als mangelhaft einzustufen – Er spiegelt meine damalige Sicht auf Ereignisse, Erfahrungen und Zusammenhänge wieder – Eine Bewertung sollte daher in diesem Kontext erfolgen]

Seit meiner Ankunft hier laufen die Vorbereitungen für die Miss Bolama. In der örtlichen Diskothek wird die Miss Bolama gekürt – dazu wird jeden Abend der Generator angeworfen und trainiert. Zehn Kandidatinnen kämpfen um den Titel. Angeblich hat die Mehrzahl der 20jährigen Mädchen bereits das erste Kind geboren und taugt nicht mehr zur Teilnahme an einer Miss Wahl, daher sind alle Kandidatinnen sehr jung, ca. 15-18 Jahre. Selbst 3jährigen Mädchen wird schon der Laufstegschritt beigebracht. So werden die Mädchen schon sehr früh auf ihre zukünftigen Rollen und Ideale eingeschworen.

Am Samstagabend fand dann das große Ereignis Miss Bolama 2009/2010 statt. Eintritt 1,70 – für besonders geladene Gäste nur 0,85 Euro. Seit dem Vortag gab es dann auch die schwarz-weiß Ausdrucke der Trainingsaufnahmen vor der Diskothek zu sehen. Die Miss Wahl an sich lief dann in gewohnter Manier ab. Vier Durchgänge – normale Kleidung, Bikini, Abendkleid und traditionelle Kleidung. Die ersten drei Durchgänge machten den Eindruck einer schlechten Imitation einer Miss Wahl aus Europa – der Vierte, der traditionellen Kleidung war dann doch anders. Zeitlich interessanterweise genauso lang wie die drei anderen Durchgänge vorher zusammen. Statt schnellem Schritt wurden die Kleider in langsam, anmutigen Schritt präsentiert. Zwischendurch gab es noch ein paar durchaus sehenswerte Playback Gesangseinlagen – eine Miss Wahl wie überall. Am Ende wurde das Ergebnis von der dreiköpfigen Jury nicht präsentiert – dies erst in 10 Tagen, um dem Besitzer der Diskothek noch mal ein paar Einnahmen zu verschaffen. Die Kosten für Generator und Betrieb müssen irgendwie wieder reingeholt werden. Also kommen alle noch einmal zum Feiern des Finales.

Bolama – Hauptstadt bis 1941

[Dies ist ein archivierter Beitrag aus dem Jahr 2009 – Der Beitrag ist ggf. analytisch und sprachlich in Teilen mitunter als mangelhaft einzustufen – Er spiegelt meine damalige Sicht auf Ereignisse, Erfahrungen und Zusammenhänge wieder – Eine Bewertung sollte daher in diesem Kontext erfolgen]

Bissau ist zwar das Zentrum des gesamten Landes, de facto konzentrieren sich sämtliche moderne Infrastruktur und alle Regierungsinstitutionen auf die Stadt, dennoch ist es kein Ort der besonders zum Verweilen einlädt. Die zweit/drittgrößten Städte des Landes Bafatá und Gabú mit ca. 50000/30000 Einwohnern bieten noch etwas städtisches Flair, alle anderen Orte, ob offiziell als Stadt oder Dorf deklariert bieten doch eher ländliche Idylle pur.

So auch in Bolama, der ehemaligen Hauptstadt Guinea-Bissaus/Portugiesisch-Guineas, die auf der gleichnamigen Insel ca. 40 km südlich von Bissau liegt. Fast sämtlicher Verkehr wird mit Holzpirogen, die Bolama dreimal pro Woche mit Bissau verbunden abgewickelt. Da die Insel nur 500 m vom Festland entfernt liegt wird auch das gegenüberliegende Ufer mehrmals pro Tag angesteuert. Da von dort weiterführende Strasse total degradiert und die nächste gut befahrbare Piste auch noch 30 km entfernt ist wird diese Route nur von Privatfahrzeugen genutzt. Das ehemalige portugiesische Stadtzentrum, der ca. 10 000 Einwohner zählenden Stadt, ist, wie das der anderen Städte in Guinea-Bissau auch, von total verfallenden Gebäuden im Kolonialstil geprägt. Gerade das Stadtzentrum verfällt, während die umliegenden Viertel weiter wachsen. Interessanterweise ist alles was man von einer Stadt erwartet noch in Ruinen vorhanden:

Governeurspalast, ein imposantes Rathaus, Hafenanlagen, Wetterstation, Wasserturm, Stadion, Werft, Pilotenschule, Flughafen, Cashew- und Kompottfabrik, Meteorologiestation, Druckerei, Straßenlaternen, Parkanlagen mit Brunnen, Denkmäler, Markthalle, Kino, Disko, Hotels, am 4 Km außerhalb gelegenen Strand gab es mal ein Casino mit Ferienhausanlagen usw. Strommasten zeugen von einer Zeit in der die Stadt auch mit Elektrizität versorgt wurde. (für mehr Fotos www.bolama.net – da ist alles dokumentiert)

Heute ist fast alles außer Betrieb. Strom gibt’s es nur noch per privat Generator oder Solar-Panel. Wasser aus dem Brunnen oder von den kürzlich installierten öffentlichen Brunnen, Strassen und Parkanlagen sind größtenteils erodiert. Ein paar Entwicklungshilfeprojekte bemühen sich um den Erhalt der Substanz, was aber nichts daran ändert, dass man die Stadt spätestens nach dem Abitur verlassen muss, wenn man nicht Lehrer oder Fischer werden möchte…so erscheint es für die Mehrzahl der Jugendlichen nicht sehr attraktiv in der Stadt zu bleiben.

Umso angenehmer ist es doch als Ausländer dort. Man wird nicht mehr belästigt, nicht ständig nach Geld gefragt und auch ist das Diebstahlrisiko usw. stark minimiert. Die Temperatur ist angenehmer, ein Haus mit Meeresblick ist leicht zu bekommen, die Stände sind nicht weit und es stellt sich eine (trügerische) Idylle ein.

Der Strand „Praia de Ofir“ – zur Zeit der Portugiesen gab es mal ein Casino und Ferienhäuser hier – jetzt hat man den Strand für sich allein…

Mit solchen Pirogen wird der Verkehr nach Bolama und auch auf alle anderen Inseln abgewickelt. Nach Bolama dauert es 2-3 Stunden. Ab und zu gehen die auch unter, aber dieses Jahr gibt es schon Schwimmwesten an Bord, letztes Jahr sind noch über 100 Menschen bei Unglücken mit Pirogen ertrunken. Nach Bolama ist es allerdings relativ sicher, da man immer an der Küste entlang fährt…

Bissau – Ankunft

Bissau – Bandim Markt und Autobahn vom Flughafen ins Stadtzentrum

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05.11.2009 01:35 Landung Bissau Airport „Osvaldo Viera International“ – bei klarer Sicht – trotzdem gibt es außer der hell beleuchteten Landebahn leider nicht viel zu sehen – das Zentrum sowie einige wenige Stadtteile sind beleuchtet, der Rest der Stadt liegt im Dunkeln – so sieht die 400 000 Einwohner Stadt aus der Luft eher aus wie ein größeres Dorf mit verstreut liegenden Häusern. Von den vielen Flussarmen und Mangrovenwäldern an den Ufern ist aus der Luft in der Nacht auch nichts zu erkennen.

Der Flughafen mit seiner einzigen Lande- und Startbahn und dem Hauptgebäude ist nicht groß. Viel mehr als die 3 wöchentlichen Flüge nach Lissabon und die tägliche Verbindung nach Dakar gibt es nicht. Dennoch – der Flughafen hat einen alten Flughafenbus aus Lissabon bekommen; so stoppt das Flugzeug diesmal ca. 150m vom Hauptgebäude entfernt. Anstatt die Strecke zu Fuß zurückzulegen wartet der besagte Bus vor dem Flugzeug auf die Passagiere. Nachdem dann alle ausgestiegen sind und sich, bei 27°C und hoher Luftfeuchtigkeit, in den Bus gequetscht haben, beginnt die Fahrt zum Hauptgebäude…nur ein paar Sekunden…Aber ein richtiger Flughafen hat eben einen Bus der die Passagiere zum Gebäude fährt. So gehört es sich eben – Willkommen in Bissau!

Vor der Passkontrolle füllen wir alle die Einreiskarte, sowie die vom Mobilfunkbetreiber gesponserten Karten vom Ministerium für Tourismus und vom Ministerium für Migration aus. Außerdem gibt es noch ein Fragebogen zu gesundheitlichen Beschwerden, die während des Fluges aufgetreten sein könnten. Der wiederum wird von einer Krankenschwester umgehend sorgfältig eingesammelt (und natürlich nicht ausgewertet). Die Schweinegrippevorsorge gibt es auch hier.
Das Gepäck wird vorm verlassen noch gesichtet und wichtig – die Gepäcknummern auf der Bordkarte werden mit dem an den Koffern verglichen – damit auch nichts abhanden kommt – wohl einmalig.
Diesmal werde ich schon von der Familie, wo ich wohnen werde, von Toti erwartet. Es läuft also sehr viel stressfreier ab. Ich muss mir kein Taxi suchen und mich mit der Meute von Kofferträgern und Taxifahrern weiter auseinandersetzen. Toti ist mit dem eigenen Auto gekommen. Während der Fahrt auf der „Autobahn“ in die Stadt erklärt er glucksend, dass er heute zum ersten Mal Auto fährt und gar keinen Führerschein hat. So brauchen wir auch die gesamte Breite der Bahn – und gelangen langsam, aber dennoch sicher, da es kaum weiteren Verkehr gibt, bis in Viertel und unter unzähligem Abwürgen des Motors auch bis zum Haus.