Archiv für den Monat: Februar 2022

“The Vanished Dream” – Empfehlung & Review

„The Vanished Dream“ ist ein Film über die zerplatzen Träume und Ambitionen des nationalen Aufbaus und der wirtschaftlichen Entwicklung, die in Guinea-Bissau nach der Unabhängigkeit zunächst realistisch und greifbar schienen. Der Film versucht die wirtschaftlichen und sozialen Projekte, Träume und Ideen aus der Zeit des jungen Guinea-Bissau der 70er und 80er Jahre aus heutiger Perspektive zu reflektieren. Er tut dies mit einer Mischung aus Zeitzeugenberichten, die ihre Erfahrungen anhand von Filmsequenzen und Aufnahmen von Projekten von damals und heute reflektieren und dem Kommentar von Experten (Lars Rudebeck & Tom Young), die die Ereignisse im weiteren theoretisch-historischen Rahmen einordnen und einige Erklärungsansätze für das Scheitern aller Träume geben. Zu Wort kommen vor allem europäische Vordenker und Entwicklungshelfer bzw. Projektleiter der damaligen Zeit – es ist also ein Film hauptsächlich aus der Perspektive der ausländischen Helfer – wenngleich auch Stimmen aus Guinea-Bissau zu Wort kommen. Diese Perspektive ist zugleich die große Stärkte und die große Schwäche des Filmes – je nachdem welchen Anspruch man an einen solchen Film anlegt.

Das Projekt des Aufbaus einer Nation – einer alternativen Gesellschaft

Nach dem erfolgreichen Befreiungskrieg gegen die Portugiesen kamen Menschen ganz unterschiedlicher Nationalitäten im Rahmen von Hilfs- oder Assistenzprogrammen ihrer jeweiligen Regierungen nach Guinea-Bissau. Die von den Helfern und der internationalen Staatengemeinschaft gesteckten Ziele für Guinea-Bissau waren hoch – und geradezu romantisch. Nach dem Ende des Befreiungskrieges stand nichts anderes im Raume als neue Mensch – „O homen novo“. Man wollte einen neuen, selbstbewussten afrikanischen Nationalstaat aufbauen, der innerhalb von 20-30 Jahren das Wohlstandsniveau westeuropäischer Länder erreichen würde (Schweden war über Jahrzehnte sehr aktiv in Guinea-Bissau und lange Zeit der größte Geber aller westlichen Staaten in Guinea-Bissau). Es kamen Menschen, die helfen wollten. Menschen, die ein Projekt realisieren wollten – helfen, unterstützen, eine gesellschaftliche Alternative umsetzen wollten („something different – in a positive way“). Faszinierend für alle Teilnehmer schien zu sein, nun nach dem militärischen Kampf, am zivilen Aufbau eines Landes teilnehmen zu können.

Was schon nach wenigen Minuten auffällt – es sind die Wünsche, Gedanken, Theorien und vor allem Projektionen der (europäischen) Helfer, die nach der erlangten Unabhängigkeit ins Land kommen. Welche Ideen oder Wünsche eigentlich aus der Bevölkerung kamen – was sich diese wohl erhofft hatte – dies bleibt erstaunlich im Dunkeln. Als Referenz dient hier allenfalls Cabral als der große Vordenker des Landes.

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